Brandgefährlich: Unterschätzen Reedereien die Risiken beim Transport von E‑Fahrzeugen?

Sommer 2023: Wieder brennt eine Fähre mit E‑Fahrzeugen. Nach dem Untergang der Felicity Ace im Jahr 2021 ist der Brand der Fremantle Highway binnen kurzer Zeit das zweite große Schiffsunglück, das möglichweise durch einen Batteriebrand verursacht wurde. „Elektroautos brennen nicht häufiger als andere Fahrzeuge“, argumentieren nun viele. Richtig! – Aber wenn sie brennen, dann mit verheerenden Folgen.

Die Berichte über brennende Fahrzeugbatterien nehmen aktuell kein Ende. Leipzig, Kamenz, Geltingen – und dann steht auch noch die Fremantle Highway in Flammen. Die Ursache ist nach wie vor ungeklärt (Stand 26.09.2023). Dass ein E‑Auto der Auslöser war, konnte nicht bestätigt, aber auch noch nicht ausgeschlossen werden. Zudem untersuchen Experten, ob E‑Autos dazu beigetragen haben könnten, den Brandherd zu vergrößern. Zumindest beim Entladen des Schiffs in Rotterdam ging ein E‑Fahrzeug in Flammen auf. Mithilfe eines mit Wasser gefüllten Containers konnte der Brand gelöscht werden.

Wie kein anderes Jahr hat 2023 jetzt bereits gezeigt, welche Risiken Batterien mit sich bringen, auch im passiven Zustand während der Lagerung oder beim Transport. Das Jahr hat auch deutlich gemacht, wie wenig Feuerwehren und moderne Löschtechnik ausrichten können, wenn Batterien einmal in Flammen stehen. – Sei es auf dem Land und vor allem auf hoher See.

Wird die Gefahr unterschätzt? Oder vielleicht sogar heruntergespielt?

Fakt ist: Für die Lagerung und den Transport von Batterien außerhalb von Fahrzeugen gelten strenge Regeln, insbesondere wenn es um defekte Batterien geht. Sie gelten als Gefahrgut. Sind die Batterien einmal eingebaut, muss vieles nicht mehr berücksichtigt werden.

So kommt es, dass E‑Fahrzeuge zu Tausenden, zusammen mit Öl und Diesel und natürlich auch mit Menschen auf Schiffen transportiert werden können. Ohne adäquate Frühwarnsysteme und Löschmöglichkeiten wohlbemerkt, wie die Brände der Fremantle Highway und der Felicity Ace eindrücklich zeigen.

Theoretisch können selbst Unfallfahrzeuge problemlos auf Fähren mit Hunderten von Passagieren gelangen. Wer kann schon nachprüfen, was mit einem Wagen, der fährt und von außen kaum Schäden aufweist vorher vorgefallen ist? Damit ein E‑Fahrzeug in Brand gerät, reichen aber schon allein Fehler bei der Produktion oder ein Kurzschluss beim Laden der Batterie.

Einheitliche Standards gibt es dennoch bisher kaum. Deshalb will die Weltschifffahrtsorganisation IMO mehr Sicherheitsvorkehrungen für den E‑Auto-Transport auf Schiffen “ganz oben auf die Tagesordnung” setzen.

Bis es so weit ist, müssen Reedereien weiter allein entscheiden, wie sie mit dem Thema E‑Fahrzeuge umgehen. Während die norwegische Havila Voyages E‑Fahrzeuge gar nicht mehr transportiert, sehen die meisten anderen kein Problem. Die deutsche TT-Line bietet sogar Ladestationen für E‑Fahrzeuge an.

Passagiere und Crew müssen mit dieser Unsicherheit leben. „Dass E‑Fahrzeuge nicht häufiger brennen als andere Autos ist richtig. Aber Batteriebrände sind heißer und länger. Es kann zu Stichflammen und Explosionen kommen. Giftige Gase treten aus“, erklärt Batterieexperte Oliver Majetta von NOVUM. „Mit klassischen Löschmitteln ist dem nicht beizukommen, erst recht nicht im Laderaum eines Schiffs.“ Im Falle der Fremantle Highway sind mehrere Besatzungsmitglieder verzweifelt über Bord gesprungen. Eine Person ist dabei tötlich verunglückt.

Angesichts der zusätzlichen Gefahren für die Natur gibt es nun Forderungen, dass sogenannte „Risikoschiffe“ nicht mehr in Küstennähe fahren sollen, um das Wattenmeer zu schonen. Verständlich. Doch auch hier stellt sich die Frage: Was passiert mit den Menschen an Bord, wenn die Rettung durch weite Entfernungen und hohen Seegang zusätzlich erschwert wird?

Zu hoffen bleibt, dass neue Technologien und Standards nun zum Einsatz kommen, um noch größere Katastrophen mit mehr Toten und Verletzten in Zukunft zu verhindern.

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Mit den KI-basierten Testsystemen von NOVUM zur Batteriediagnose kann der Gesundheitszustand von Batterien binnen Sekunden überprüft werden. Unregelmäßigkeiten, die zu Erhitzung, Bränden oder gar Explosionen führen können, fallen dabei auf, sodass ein rechtzeitiger Austausch der Batterie möglich ist.

Kontakt

Anne Schwerin

Head of Communication

a.schwerin@novum-engineering.com

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